Theologisch fundierte Ausrichtung interreligiöser Lern- und Bildungsprozesse

Erläuterung zum Aufgabenteil

Alle bewerteten Thesen, Homers Predigt und auch die Textauszüge aus LG sowie NA kreisen im Kern um zwei zentrale Fragen: Ist (eine) Religion überhaupt wahr? Wie verhält sich das Christentum zu anderen Religionen, die ebenfalls Wahrheit für sich beanspruchen?

In diesen beiden eng miteinander verbundenen Feldern hat die katholische Kirche eine lebhafte und für interreligiöse Lern- und Bildungsprozesse entscheidende Entwicklungsgeschichte vollzogen. Etwas überspitzt lässt sich diese auf folgenden Nenner bringen (vgl. ausführlicher Quelle unten[1]): Lange galt die grundlegende Haltung, nur die katholisch-christliche Kirche sei im Besitz der Wahrheit, außerhalb der Kirche gebe es kein Heil und eine Verhältnisbestimmung zu anderen Religionen sei daher unnütz (Exklusivismus).

Durch NA ändert sich dies: Anderen Religionen werden von der kath. Kirche auch „Strahlen der Wahrheit“ zuerkannt, die Gottsuche wird als Gemeinsamkeit aller Religionen ausgewiesen. LG zeigt jedoch deutlich, dass die Fülle der Wahrheit in Christus und damit in der Kirche zu finden ist. Andere Gottsuchende werden also gewürdigt, aber zugleich auch in die Gemeinschaft Jesu Christi eingeladen (Inklusivismus). Damit grenzt sich die aktuelle katholisch-christliche auch von solchen Positionen ab, die alle Religionen als gleichwertige Optionen sehen (Pluralismus).

[1] Schambeck, Mirjam, Interreligiöse Kompetenz. Basiswissen für Studium, Ausbildung und Beruf (= UTB M 3856), Göttingen 2013, v. a. 31-47.

Aufgeschlagene Bibel nebendran liegt ein Notizblock

Aufgabe a)

Für die Ausrichtung religiöser Lern- und Bildungsprozesse heißt dies: Andere Religionen sind nicht diskreditierend, sondern wertschätzend (These 3) zu thematisieren und stellen einen festen Bestandteil umfassender religiöser Bildung dar (These 1). Denn zum einen bereichern die „Strahlen der Wahrheit“ anderer Religionen auch die eigene Suche nach Gott (These 2) und zum anderen helfen sie auch dabei, das Eigene im Spiegel des Anderen besser zu erkennen (These 5) – gerade dann, wenn Unterschiede nicht eingeebnet werden (These 4).

Vertiefungsaufgabe b)

Der Witz an Homer Simpsons Aussage liegt darin, dass er eine unreflektiert-relativistische Position im interreligiösen Dialog einnimmt. Ihm geht es um ein Verwischen von Unterschieden zwischen den Religionen und um eine Überbetonung von künstlich erzeugten Gemeinsamkeiten. Dialog zu wagen, heißt aber – ob im RU oder zwischen den Religionen – den Anderen ernst zu nehmen.