Antike und mittelalterliche Philosophie – Aufgabe 3 von 4 (Einleitung)

Mittelalterliche Philosophie, Einleitung

Die Universität als Institution der Wissensvermittlung entstand im europäischen Mittelalter. Damals beschäftigten sich die Professoren (magistri) mit einer breiten Palette von philosophischen Fragen und diskutierten sie durch das Entgegensetzen von Argumenten. Auch scholastische Texte wurden deshalb oft in der Form von formalisierten Streitgesprächen – Disputationen – geschrieben. Ein berühmtes Beispiel für einen solchen Text ist die Summa theologiae von Thomas von Aquin, die mehr als 500 solcher Fragen, sogenannte quaestiones enthält.

Aufgabe 3: Argumente und Gegenargumente, Einleitung

Jede dieser Fragen zielt auf eine eindeutige, entweder positive oder negative Antwort (Ja / Nein); sie sind nach einer festen Struktur aufgebaut. Zuerst werden Argumente aufgelistet, die die negative Antwort verteidigen (Gegenargumente). Dann werden Argumente eingeführt, die die positive Antwort begründen. Dazu kommt die eigene Stellungnahme des Autors, der abschließend die zuvor eingeführten Argumente bespricht.

Auf der nächsten Seite sind Auszüge aus einer Frage der Summa Theologiae (I, quaestio 5, articulus 3) wiedergegeben. Die Frage beschäftigt sich damit, „ob alles Seiende gut sei“. Diese Frage ist gerade im Mittelalter ausgesprochen wichtig, weil in einem christlichen Weltbild alles Seiende von einem Gott geschaffen ist, der das Gute will. Diese Lehre wäre unhaltbar, wenn es etwas gäbe, was nicht gut ist. In seiner Antwort bejahte Thomas die These: nach ihm ist jedes Seiende als solches gut. Der Autor bemühte sich aber auch, auf die Argumente gegen diese These einzugehen.

Die sieben artes liberales (freien Künste) in einer allegorischen Darstellung: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie.
Die sieben artes liberales (freien Künste) in einer allegorischen Darstellung: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie.