Landes- und Kulturwissenschaft – Aufgabe 4 von 4

Klassifikation von Kolonien

Die Kolonisation verlief nicht überall auf der Welt wie auf den vorderen Seiten für La Réunion geschildert. Es entstanden ganz unterschiedliche Typen von Kolonien abhängig vom Ziel der Kolonisatoren und von der Situation, die diese vor Ort vorfanden. Der Historiker Jürgen Osterhammel unterscheidet drei Haupttypen von Kolonien (Jürgen Osterhammel, „Kolonialismus“, München: Beck, 1995). Im Falle des Haupttyps Siedlungskolonie werden zusätzlich drei Subtypen unterschieden:

  • Beherrschungskolonie
  • Stützpunktkolonie
  • Siedlungskolonie
    (a. neuenglischen Typs, b. afrikanischen Typs, c. karibischen Typs)

Merkmale zur Unterscheidung

Zur Unterscheidung dieser Kolonien wendet er mehrere Merkmale an, von denen hier die prägnantesten genannt werden sollen. Beherrschungskolonien sind das Ergebnis militärischer Eroberung, d.h. die Eroberer treffen auf eine lokale Bevölkerung, die sich der Kolonisierung mehr oder weniger aktiv widersetzt. Das Ziel der Kolonisatoren ist die wirtschaftliche Ausbeutung eines Landes und bisweilen auch die strategische Absicherung imperialer Bestrebungen. Die koloniale Präsenz beschränkt sich auf Bürokraten, Soldaten und Geschäftsleute.

Stützpunktkolonien erfüllen logistische Zwecke an militärisch bedeutsamen oder für den Handel wichtigen Seerouten.

Siedlungskolonien haben zum Ziel, die Ressourcen eines Landes für das Mutterland nutzbar zu machen. Anders als in der Beherrschungskolonie besteht die koloniale Präsenz hier allerdings maßgeblich in permanent ansässigen Siedlern, die selbst Landwirtschaft oder mithilfe billiger Arbeitskräfte Plantagenwirtschaft betreiben.

Subtypen der Siedlungskolonien

Bei den Siedlungskolonien werden drei weitere Subtypen unterschieden. Charakteristisch für Siedlungskolonien neuenglischen Typs ist, dass die Kolonisatoren wie z.B. in Kanada auf eine Urbevölkerung treffen, die durch die Besiedlung verdrängt oder vernichtet wird, weil sie keinen ökonomischen Nutzen für die Siedler hat.

Bei den Kolonien afrikanischen Typs wie z.B. Südafrika treffen die Kolonisatoren ebenfalls auf eine einheimische Bevölkerung. Die Konstellation ist hier jedoch insofern eine andere als beim neuenglischen Typ, als die Siedler auf die Arbeitskraft der Einheimischen ökonomisch angewiesen sind.
Der karibische Typ, dem z.B. Kuba zuzurechnen ist, unterscheidet sich von den beiden letztgenannten darin, dass die Kolonisatoren landfremde Sklaven in großer Zahl importieren.